Im Rahmen des Festivals der Jugendinitiativen des Jugendrings der Russlanddeutschen, das vom 1. Bis zum 5. Mai im Deutsch-Russischen Begegnungszentrum der Petrikirche veranstaltet wird, fand in den Katakomben der Petrikirche die Lesung des Dokumentationstückes „Emma.Emma.Emma“ statt.
Am 2. Mai veranstaltete der Petersburger Jugendclub Jugendblitz für die Teilnehmer des Festivals der Jugendinitiativen die Aufführung des Dokumentarstückes „Emma.Emma.Emma“. Dies basiert auf den Erzählungen von Emma Petrowna Skorotumowa, einer Russlanddeutschen aus St. Petersburg. Sie ist in ihrem hohen Alteran Alzheimer erkrankt und kann sich somit nicht an alles, was in der Gegenwart geschieht, erinnern. Umso besser kann sie sich jedoch an Geschehnisse in der Vergangenheit erinnern, besonders an ihre Kindheit als Russlanddeutsche in der Sowjetzeit. Die Mitglieder von Jugendblitz haben sich mehrmals mit Emma Petrowna getroffen, um ihrer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen, denn die Familie Lewler/Köster (Emma Petrownas deutscher Nachname) ist eine der ältesten russlanddeutschen Familien aus St. Petersburg.
Aufgrund dieser Treffen konnten die Mitglieder des Clubs das Stück verfassen. Es spielt im Wohnzimmer Emma Petrownas. Dort treffen die Jugendlichen und die älteren Dame zusammen und versuchen, ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren. So teilt Emma Petrowna ihre Kindheitserzählungen mit den Interessierten: So werden allgemeine Fragen über ihre Familie und deren Herkunft gestellt sowie Fotoalben angeschaut. Rührend sind vor allem einzelne Kindheitsepisoden, die Emma Petrowna mit den Jugendlichen teilt, in denen man exakt das Schicksal der Russlanddeutschen nachempfinden kann: So spricht sie über die Deportation ihrer Familie in die Region Altai, wie auch über ihre Rückkehr nach Leningrad.Thema sind ebenso Erinnerungen und einzelne Erzählungen aus der Schulzeit Russlanddeutschen, in denen sie von russischen Mitschülern als Faschistin beschimpft worden und ihre russlanddeutsche Herkunft eine Information war, die viele verbargen.
Vorgetragen wurde das Stück nicht im theatralischen Stil, es wurde von vier Schauspielern lediglich vorgelesen. Anastasija Brauer, Mitglied von Jugendblitz, begründet die Wahl des Genres damit, dass somit die realen Worte von realen Personen, den älteren Petersburger Russlanddeutschen, umso mehr zur Geltung kommt. Das Stück versucht nicht, die Worte der Älteren zu interpretieren, sondern für sich sprechen zu lassen. Dadurch entsteht im besonderen Austragungsort des Stücks, in den Katakomben der Petrikirche, eine einmalige Atmosphäre. Ohne Bühnenbild und Dekoration, wird das gesprochene Wort, das nur mit gelegentlich mit Musik unterstützt wird, umso bedeutender und somit auch die Geschichte der Russlanddeutschen.
Mit den realen Erzählungen Emma Petrownas konnten die Zuschauer, unter ihnen Russlanddeutsche, das Schicksal ihrer Vorfahren und Verwandten auf besondere Weise nachempfinden. Das Festival der Jugendinitiativen des JdR findet bis zum 5. Mai 2015 in St. Petersburg statt. Viele spannende Veranstaltungen finden auch in Zukunft im Rahmen des Festivals statt!