Astrachan, 20.-28. August

Ich bin überglücklich, dass sich mir die Möglichkeit geboten hat, zum ersten – und wie ich hoffe, nicht zum letzten – Mal in meinem Leben am „Nationaldorf“ teilzunehmen. Überwältigend! Anregend! Informativ! Aufschlussreich! Kameradschaftlich! Frohsinnig! Unvergesslich! So lässt sich die Stimmung beschreiben, mit der ich nach Perm zurückgekehrt bin. Für mich persönlich gehört das Nationaldorf zum wichtigsten Erlebnis des nunmehr leider bereits vergangenen Sommers.

Das erste, was mich positiv überrascht hat, war die einzigartige Form der Durchführung dieser Veranstaltung. Damit meine ich das ethnokulturelle Camping-Seminar und das Kajakfahren auf den Nebenflüssen der Wolga (Achtuba, Rytscha) – also das sprichwörtliche Verbinden des Angenehmen mit dem Nützlichen. Dass die Bedingungen sich als außergewöhnlich herausstellten bewirkte nur, dass das Gefühl des Abenteuers noch mehr entfacht wurde.

Nachdem wir am 20. August mit offenen Armen von Astrachan empfangen wurden, eröffnete sich uns am 21. August die unbeschreiblich schöne Landschaft des Wolgagebiets.

Unter der einfühlsamen Betreuung von erfahrenen Leitern lernten wir die Technik des Ruderns und die Regeln der Orientierung auf dem Wasser, und bereits einen Tag später legten wir Strecken von 10-15 km zurück.

Am Ufer entfaltete sich dann die eigentliche Idee, die 25 Aktivisten aus den verschiedensten Ecken unserer unermesslich weiten Heimat in Astrachan versammelt hat. Hierbei ist erwähnenswert, dass die Teilnahme der Vertreterinnen aus Polen, der Ukraine und Kasachstan dem Seminar einen internationalen Charakter verlieh.

Das Seminar verlief wie ein Rollenspiel. An sechs Tagen „durchlebten“ wir die gesamte Geschichte der Russlanddeutschen. Die Freizeit war minutiös durchgeplant: spannender, als Spiel gestalteter Deutschunterricht, interessante und zum Nachdenken anregende Trainings zur nationalen Identität, aufschlussreiche und wichtige Fakten aus der Geschichte der Russlanddeutschen im Geschichtsunterricht. Und natürlich gab es täglich die Abendveranstaltungen in kameradschaftlicher Atmosphäre am Lagerfeuer und mit Liedern zur Gitarre.

Dort, in dieser anderen Welt existierte für uns nichts weiter als das tiefe Eintauchen in die Geschichte der Russlanddeutschen, die gemeinsamen Interessen, das glasklare Flusswasser und die wunderschöne Landschaft um uns herum. Es gab nur noch unseren Weg, die Bewegung nach vorn und unser starkes Team, das die menschlichen Möglichkeiten in einer anderen Dimension des Lebens entfaltete…