Welche Bedeutung hat das Wort „Heimat“ für junge Russlanddeutsche? Wo liegt die Zukunft dieses Volkes – in Russland oder in Deutschland? Was vereint junge Menschen, die eine Grenze trennt?
Nach Antworten auf diese alles andere als leichten Fragen suchten die Teilnehmer des Projekts „Russland und Deutschland – zwei Heimatländer eines Volkes“. Junge Russlanddeutsche, die in Russland und Deutschland leben, schauten sich diese beiden Länder durch das Objektiv eines Fotoapparates an.
Das Projekt gliederte sich in zwei Teile. Zuerst trafen sich die Teilnehmer im November 2008 in Moskau, dann im April 2009 in Düsseldorf. Beide Treffen verliefen in Form von Kursen, Diskussionen und Reisen. Neben Fotos und Eindrücken gehörten zu den Ergebnissen des Projekts auch die miteinander geteilten Überlegungen und Schlussfolgerungen der Jugendlichen. Sowohl für die russischen als auch für die deutschen Teilnehmer brachte das Projekt viele neue Entdeckungen.
Die Ergebnisse des Projekts fassten sie z. B. wie folgt zusammen: – Dieses Projekt hat mir geholfen zu verstehen, welchen Bezug ich zu dem Land habe, in das ich gekommen bin. – Ich konnte ein tieferes Verständnis für die Deutschen und ihre Kultur entwickeln. – Ich verspürte keine Euphorie darüber, dass in einem Land alles gut und im anderen alles schlecht ist.
Zu einer der wichtigsten Schlussfolgerungen, die die Projektteilnehmer machen konnten, gehörte die Erkenntnis, dass „die Heimat jedes Menschen in seinem Herzen ist, egal, wo er wohnt“.
All diese Überlegungen führten zur Gründung einer Fotoausstellung, die aus den Arbeiten der Jugendlichen besteht, die während des deutschen und russischen Teils des Projekts entstanden sind. Die Durchführung regionaler Fotoausstellungen wird durch das Ministerium für regionale Entwicklung der Russischen Föderation im Rahmen des Föderalen Zielprogramms “Wirtschaftlich-soziale und ethnokulturelle Entwicklung der Russlanddeutschen in den Jahren 2008-2012“ unterstützt. Organisatoren der Fotoausstellung sind die überregionale öffentliche Organisation „Deutsche Jugendvereinigung“ (Russland) und die „Jugend- und Studentenvereinigung der Deutschen aus Russland“ (Deutschland) mit Unterstützung des deutschen Außenministeriums (über das Deutsche Goethe-Kulturzentrum) und des deutschen Innenministeriums (über die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit).
So haben jetzt fünf Regionen Russlands die Ehre, die Ergebnisse einer fast einjährigen Arbeit vorstellen zu dürfen. Die besagte Fotoausstellung fand bereits in Ischewsk und im Tomsker Gebiet in Koschewnikowo statt. Die Anzahl der Besucher der Ausstellung zeugt davon, dass das Thema Russland und Deutschland nicht nur die enge Zielgruppe, sondern auch alle anderen Bürger Russlands interessiert und bewegt. Allein die zahlreichen Fragen, Kommentare und Überlegungen, die nach dem Besuch der Ausstellung gekommen sind! In der Form eines Runden Tisches gab es für Interessierte die Möglichkeit, das Gesehene zu besprechen und ihre Meinung dazu zu äußern.
Allerdings sind noch nicht alle Fotoausstellungen eröffnet. Auf ihre „Sternstunde“ warten noch Fotos in Syktykwar, Astrachan und Nowosibirsk. Die Ausstellung in der sibirischen Region beginnt bereits in einigen Tagen. Der Ural ist als nächstes dran und den Abschluss der Staffel bildet das Wolgagebiet.
Wenn Sie es noch nicht geschafft haben, sich die Arbeiten anzuschauen, die von Russlanddeutschen und für Russlanddeutsche gemacht wurden, möchten wir Sie darauf hinweisen, dass die Fotoausstellung „Russland und Deutschland – zwei Heimatländer eines Volkes“ dazu einlädt, beide Seiten mit den Augen sowohl der jungen Deutschen zu sehen, die hier in Russland geblieben sind als auch derjenigen, die in das vereinte Deutschland ausreisten. Dabei ergibt sich ein kritischer und verliebter Blick zugleich. Die Fotoarbeiten sind sowohl unter ästhetischen Gesichtspunkten als auch als objektive (denn alles wurde ja durch ein unparteiisches oder beinahe unparteiisches Fotoobjektiv aufgenommen) Zeugnisse des modernen Lebens in beiden Ländern gelungen.