Das Erhalten und Popularisieren der russlanddeutschen Geschichte, Kultur und der Traditionen, das Erlernen der deutschen Sprache und die Arbeit mit den Jugendlichen – während der dreißigjährigen Geschichte des Jugendringes der Russlanddeutschen wurden diese und weitere Tätigkeitsbereiche der Organisation beträchtlich ausgebaut. Es ist an der Zeit, Erfahrungen auszutauschen. Mit genau diesem Ziel haben sich vom 30. April-5. Mai in Kemerowo mehr als 100 Leiter und Mitglieder der Jugendklubs und Organisationen der Russlanddeutschen zum 1. Festival der Jugendinitiativen des JdR versammelt.

Das 1. Festival der Jugendinitiativen wurde durch das deutsche Bundesministerium des Innern unterstützt. Partner des Projektes waren der Koordinierungsrat der gesellschaftlichen Organisationen der Deutschen im Gebiet Kemerowo, das Departement für Jugendpolitik und Sport des Gebietes Kemerowo sowie das Departement für Kultur und nationale Politik des Gebietes Kemerowo.

In ihrem Reisegepäck brachten die Festival-Teilnehmer unzählige erfolgreich umgesetzte Projekte und neue Ideen mit, die sie miteinander teilen wollten. Dank eines abwechslungsreichen Programms mit Workshops, Projekt-Präsentationen, kreativen Veranstaltungen konnte jeder sich selbst und seine Initiative den anderen vorstellen. Die Vorsitzende des Jugendringes der Russlanddeutschen Olga Hartmann hob in ihrer Ansprache an die Gäste hervor, eine Veranstaltung dieser Art finde zum ersten Mal statt, was besonders wertvoll sei. „Wir können mit Stolz sagen, dass jedes Jahr immer mehr neue Projekte umgesetzt werden. Dieses Festival ist eine Antwort auf unser gemeinsames Bedürfnis nicht nur zu lernen und neues Wissen zu erlangen, sondern eben Ideen und Projekte, die in verschiedenen Teilen unserer riesigen Heimat bereits verwirklicht wurden oder erst geplant sind, auszutauschen“, sagte sie.

An jedem Festivaltag konnten seine Teilnehmer ihre Tätigkeit präsentieren sowie Workshops in verschiedenen Bereichen organisieren und besuchen. Es wurden dabei solchen Themen wie der Einsatz von Spielmethoden bei der Arbeit mit jungen Russlanddeutschen, die Organisation von Sprachencamps, praktischer Gebrauch von Dialekten im Deutschunterricht, ethnische Identität, Geschichte der Russlanddeutschen, interkulturelle Kooperation sowie weitere Arbeitsbereiche behandelt. Das Besondere an diesem Festival war, dass sein Programm auf der Initiative junger engagierter Russlanddeutscher und auf deren erfolgreicher Erfahrung, die sie an andere weitergaben, basierte. Dies ist möglicherweise der Grund für die unvergleichliche Atmosphäre, von der alle fünf Festivaltage erfüllt waren und die man in den Berichten der Teilnehmer selbst spürt.

„Das Festival war für mich sehr wichtig und spannend. Zum einen, da ich in eine neue Rolle schlüpfen durfte, nämlich die der Leiterin des Workshops zum Thema deutscher Volkstanz. Zum anderen konnten wir auf der Versammlung des Komitees des JdR für Jugendarbeit weitere Schritte zur Entwicklung der Jugendinitiativen unternehmen“, berichtet Marina Scheremetjewa aus der Jugendorganisation „Phönix XXI“ (Balakowo).

„Mir hat gefallen, dass bei diesem Projekt viele neue Teilnehmer dabei waren, die seit weniger als einem Jahr im JdR sind. Das war eine Art Premiere für sie. Und die war aus meiner Sicht sehr erfolgreich, weil sich alle als talentiert, kreativ und positiv erwiesen. Auch das Organisatorenteam hat eine tolle Arbeit geleistet. Wir haben uns ohne Worte verstanden und uns gegenseitig unterstützt – wir waren ein gut eingespieltes Team“, erzählt Polina Bandurko, Jugendklub „Jungbrunnen“, Stawropol.

Diejenigen, die zum ersten Mal an einem JdR-Projekt teilnahmen, erhielten einen starken kreativen Impuls für ihre weitere Tätigkeit. „Ich bin zum ersten Mal dabei, und das ist für mich ein sehr starker Antrieb, um mich weiter zu entwickeln und in dieser Richtung zu arbeiten. Das Festival hat mich mit neuen Ideen und neuer Kraft aufgeladen. Da ich neu in der Bewegung bin, konnte ich hier andere Organisationen kennenlernen und erfahren, wie sie arbeiten. Ich bin mir ganz sicher, dass dieses Projekt bei mir eine gewisse Erfahrung hinterlässt, die ich aktiv in meiner Organisation umsetzen kann. Besonders viel Spaß und wertvolle Fertigkeiten haben mir die Workshops Deutscher Volkstanz und Musikbegleitung gebracht“, sagt Danil Tschajkin, Jugendvereinigung „Unite“, Barnaul.

Alle jungen Russlanddeutschen, die am Festival teilnahmen, berichten von seinen positiven Ergebnissen und hoffen auf eine Fortsetzung des Projektes. „Dieses Pilotprojekt des JdR hat allen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, sich als Workshop-Leiter zu versuchen und die Tätigkeit ihrer Organisationen in den Regionen zu präsentieren. Dank eines abwechslungsreichen Programms und einer freundlichen Atmosphäre konnte jeder sich selbst verwirklichen, die Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen kennenlernen und eine Beschäftigung nach seinem Geschmack finden. Ich denke, solche Veranstaltungen sollten regelmäßig stattfinden“, sagte Irina Warlamowa von der Jugendvereinigung „Unite“, Barnaul.

„Dieses Projekt ist sehr nützlich für alle Mitglieder der Organisationen der Russlanddeutschen und für die Komitees des JdR. Für mich war wichtig, was ich aus den Workshops verschiedener Organisationen mitnehmen konnte. Es ist toll, wenn wir eine Möglichkeit haben, neue Erfahrungen und Ideen für die Entwicklung unserer Organisationen zu sammeln. Und was kann wichtiger in unserer Bewegung sein als die Initiative der Jugend! Deshalb sollten solche Festivals der Jugendinitiativen meiner Meinung nach Tradition werden“, so Margarita Bauer, Jugendvereinigung „Jugendheim“, Ischewsk.

Die Region Kusbass hatte für ihre Gäste ebenfalls viele Überraschungen parat: Das Gesang- und Tanzensemble „Präludium“ und das Bühnentheater „Sonnenstadt“ begeisterten die Teilnehmer mit ihrer Eröffnungsvorführung sowie mit dem darauffolgenden Workshop. Interessant war auch die Bekanntschaft mit der Region selbst, schließlich leben im Gebiet Kemerowo viele Russlanddeutsche. Die Festival-Gäste bekamen die Gelegenheit, die vom Russlanddeutschen Michail Werner gegründete Kunstschule im Dorf Patscha des Jaschkinskij Rayons zu besuchen, deren Schüler dem Publikum verschiedene Musikstücke vorführten. Die JdR-Mitglieder schenkten den Gastgebern ihrerseits eigene Klavier- und Gitarrenstücke sowie den spontan umgedichteten Kanon „Viva la Patscha!“.

Unter anderem fand im Rahmen des Festivals die Berichts- und Wahlkonferenz des JdR statt, auf der eine neue Zusammensetzung des JdR-Rates festgelegt, Jahresberichte der Komitees vorgestellt sowie Zukunftspläne ausgearbeitet wurden.

Leider hat alles einmal ein Ende – und Abschied nehmen bedeutet auch die Bilanz aus dem 1. Festival der Jugendinitiativen ziehen. „Das gesamte Festival-Programm war auf der Initiative der jungen Teilnehmer aufgebaut und wir hoffen, dass es zu einer Startplattform für neue Projekte der Jugendklubs und Organisationen der Russlanddeutschen wird“, sagt Alexander Klimowskich, Projektleiter und Mietglied des JdR-Rates.

Vorbereitet von Alexander Waal, Kristina Frese, Elena Danilejko.